Typen von FGM/C
Der Begriff FGM/C bezeichnet sämtliche Eingriffe, die vorsätzlich und aus nichtmedizinischen Gründen die weiblichen Genitalorgane verändern, teilweise entfernen oder verletzen. Im Jahr 1997 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO vier unterschiedliche Typen der weiblichen Genitalbeschneidung definiert. Im weiteren Verlauf wurden Subklassifikationen geschaffen, um die Vielfalt der Praktiken besser abbilden zu können. Dies dient aber lediglich der Vereinfachung – selbst innerhalb einer Region, Gemeinschaft oder Ethnie sind grosse Unterschiede in der Form der Genitalbeschneidung möglich.
Von den vier Hauptformen sind Typ I und Typ II am weitesten verbreitet, rund 80 Prozent aller Beschneidungen fallen in diese beiden Kategorien. Der folgenschwerste Typ III, die Infibulation, kommt in 15 Prozent der Fälle vor.
Typ I – Klitoridektomie oder Sunna
Mit dem Begriff Sunna wurde ursprünglich die Exzision der klitoralen Vorhaut beschrieben. In dieser minimalen Form wird der Eingriff jedoch nur selten durchgeführt. Meistens erfolgt eine partielle oder totale Klitoridektomie.
- Typ I: Partielle oder totale Entfernung der äusseren Klitoris und/oder der Vorhaut der Klitoris
- Typ Ia: Entfernung der Klitorisvorhaut
- Typ Ib: Entfernung der äusseren Klitoris (Glans oder Glans mit teilweise Klitoriskörper) mit/ohne Klitorisvorhaut
Typ II – Exzision
Zusätzlich zur Klitoridektomie werden die kleinen Labien teilweise oder ganz entfernt. Das Ausmass des Eingriffs kann variieren.
- Typ II: Partielle oder totale Entfernung der äusseren Klitoris (Glans oder Glas mit teilweise Klitoriskörper) und der inneren Labien, mit oder ohne Entfernung der äusseren Labien
- Typ IIa: Ausschliessliche Entfernung der inneren Labien
- Typ IIb: Partielle oder totale Entfernung der äusseren Klitoris (Glans oder Glans mit teilweise Klitoriskörper) und der inneren Labien
- Typ IIc: Partielle oder totale Entfernung der äusseren Klitoris (Glans oder Glans mit teilweise Klitoriskörper) und der inneren und äusseren Labien
Typ III – Infibulation oder Pharaonische Beschneidung
Der schwerwiegendste Typ III beinhaltet die Entfernung von Klitoris, kleinen und grossen Labien. Die Restvulva wird in der Folge vernäht oder anderweitig verschlossen. Das Einführen eines Fremdkörpers verhindert ein vollständiges Verkleben der Wundränder, sodass eine kleine Öffnung für Urin und Menstruationsblut bleibt. Nach der Infibulation werden die Mädchen häufig mit zusammengebundenen Beinen für Tage oder Wochen immobilisiert. Zum Geschlechtsverkehr ist eine Dilatation der verbleibende Vaginalöffnung notwendig. Trotzdem ist der Verkehr häufig nicht möglich, weshalb eine Defibulation durchgeführt werden muss.
- Typ III: Verengung der Vaginalöffnung mit bedeckendem Hautverschluss durch Entfernung der inneren und/oder äusseren Labien, mit oder ohne Entfernung der äusseren Klitoris und das anschliessende Zusammenfügen der Wundränder.
- Typ IIIa: Entfernung und Vernähung der Labia minora mit oder ohne Entfernung der Klitoris
- Typ IIIb: Entfernung und Vernähung der Labia majora mit oder ohne Entfernung der Klitoris
Typ IV
Unter diesem Typ werden alle Praktiken erfasst, die sich nicht einer der anderen drei Kategorien zuordnen lassen. Dazu zählen unter anderem das Einstechen/Durchbohren (Piercing), Einschneiden (Introzision), Abschaben oder Verätzen von Genitalgewebe.
Typ IV: Alle weiteren Praktiken, welche die weiblichen Genitalien schädigen, keinem medizinischen Zweck dienen und anders nicht einzuordnen sind.
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