Häufige Fragen und Antworten

Das Thema weibliche Genitalbeschneidung ist häufig mit viel Unsicherheit verbunden. Es gibt viele Fragen, die sich Betroffene und Angehörige stellen. Einige dieser Fragen haben wir auf dieser Seite beantwortet. Falls Sie weitere Fragen haben, sind wir gerne für Sie da – per Telefon, per E-Mail oder vor Ort im Ambulatorium Kanonengasse in der Stadt Zürich.

Hat die weibliche Genitalbeschneidung mit Religion zu tun?

Nein. Auch wenn manche Gemeinschaften sagen, dass es religiöse Gründe für eine Beschneidung gibt, lässt sich weder im Islam noch im Christentum oder einer anderen Religion ein Beleg finden, der eine Beschneidung der weiblichen Genitalien verlangt

Die Beschneidung gehört in meinem Heimatland zur Kultur und hat eine lange Tradition. Warum soll man dies plötzlich ändern?

Kultur und Traditionen sind für Gemeinschaften enorm wichtig. Doch auch sie können sich im Lauf der Zeit ändern. Ausserdem sollten Kultur und Traditionen keine Gründe für Gewalt und Verletzungen sein. Im Fall der weiblichen Genitalbeschneidung steht das Recht von Mädchen und Frauen auf körperliche und seelische Unversehrtheit an erster Stelle. Mit dem Verzicht auf FGM/C können Mädchen und Frauen vor tiefgreifenden, dauerhaften und völlig unnötigen Schäden geschützt werden. Ausserdem ist es sehr gut möglich, auf schädliche Praktiken zu verzichten, ohne wichtige Teile der Kultur aufzugeben. Selbst in Ländern, in denen FGM/C fast überall praktiziert wird, nimmt die Unterstützung für die Genitalbeschneidung laufend ab. Auch sprechen sich immer mehr religiöse Führer für die Beendigung der Praktik aus.

In meinem Umfeld will niemand über FGM/C reden. Wo finde ich Personen, mit denen ich mich austauschen kann?

Bei FGMhelp arbeiten wir intensiv mit sogenannten Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zusammen. Diese sind in den einzelnen Communities sehr gut vernetzt und sprechen die Sprache der Betroffenen. Gerne stellen wir den Kontakt her.

Ich bin mit einer Frau verheiratet, die beschnitten ist. Worauf muss ich achten?

Ihre Frau kann an körperlichen und seelischen Folgen leiden, auch sind Schmerzen beim Geschlechtsverkehr möglich. Gehen Sie rücksichtsvoll damit um. Bei Fragen können Ihnen entsprechende Fachstellen im Kanton Zürich helfen. Die Beratungen sind kostenlos – wir vermitteln Sie gerne weiter.

Ich habe Angst, dass ein Mädchen beschnitten werden könnte. Wie kann ich ihr helfen?

Melden Sie sich bei uns – wir stellen den Kontakt zu sogenannten Multiplikatorinnen und Multiplikatoren her, die in den jeweiligen Communities aktiv sind und Kontakte in die Heimatländer wie Somalia, Eritrea, Äthiopien oder Sudan pflegen

Ist bei beschnittenen Frauen nur eine Geburt per Kaiserschnitt möglich?

Für beschnittene Frauen ist die Geburt eines Kindes in der Regel mit mehr Schmerzen und Schwierigkeiten verbunden als für Frauen, die nicht beschnitten sind. Eine natürliche Geburt ist aber bei allen Beschneidungstypen möglich. Wenn eine Infibulation (Typ III von FGM/C, bei welcher die Vaginalöffnung fast vollständig zugenäht wird) vorliegt, muss das zusammengenähte Gewebe vor oder während der Geburt operativ geöffnet werden.

Kann ich trotz Genitalbeschneidung schwanger werden?

Eine Schwangerschaft ist auch mit FGM/C möglich. Allerdings führt eine Genitalbeschneidung bei betroffenen Frauen häufig zu grossen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und bei der Geburt. Es gibt jedoch im Kanton Zürich verschiedene Hebammen, Gynäkologinnen und Spitäler, die Erfahrung mit Geburten von beschnittenen Frauen haben und Ihnen helfen können. Gerne leiten wir Sie an die entsprechenden Fachpersonen weiter.

Ich bin beschnitten und habe grosse Schmerzen, vor allem während der Menstruation. Was kann ich tun?

Gehen Sie möglichst rasch zu einer spezialisierten Gynäkologin. Unter Umständen kann Ihnen mit einer speziellen Operation – der Defibulation – geholfen werden. In jedem Fall kann die Gynäkologin Ihnen zeigen, was Sie gegen die Schmerzen tun können.

Kann man eine Beschneidung rückgängig machen?

Eine Genitalbeschneidung bei Mädchen und Frauen kann nicht rückgängig gemacht werden. Probleme oder Komplikationen, die durch FGM/C auftreten, können aber in gewissen Fällen medizinisch behandelt werden. Bei einer Infibulation (Typ III von FGM/C, bei welcher die Vaginalöffnung fast vollständig zugenäht wird) kann man das Narbengewebe unter Umständen operativ öffnen. Man nennt diesen Eingriff Defibulation. Auf diese Weise lassen sich Schmerzen während der Menstruation, beim Wasserlassen, beim Geschlechtsverkehr und bei der Geburt lindern.

Ich weiss nicht, ob ich beschnitten bin. Wie finde ich das heraus?

Wer als kleines Mädchen beschnitten wurde, hat häufig keine bewussten Erinnerungen an den Eingriff. Ausserdem ist Mädchenbeschneidung ein Tabuthema, Frauen können weder die Mutter noch andere Verwandte fragen. Falls Sie eine sichere Antwort auf Ihre Frage wollen, gehen Sie am besten zu einer spezialisierten Gynäkologin.

Betroffen oder gefährdet? Wir unterstützen Sie.

Bei allen Fragen zur weiblichen Genitalbeschneidung dürfen Sie sich gerne an unsere Anlaufstelle wenden. Wir sind gerne für Sie da.

Anlaufstelle weibliche
Genitalbeschneidung
Kanton Zürich

Ambulatorium Kanonengasse
Kanonengasse 18
8004 Zürich