Was ist FGM/C?

FGM/C steht für «Female Genital Mutilation and Cutting». Die Abkürzung fasst alle Arten von Genitalbeschneidung bei Mädchen und Frauen zusammen. Genitalbeschneidung ist für betroffene Frauen und Mädchen nicht nur sehr schmerzhaft, sondern hat meist erhebliche körperliche und seelische Folgen, die das Leben nachhaltig beeinflussen und einer Behandlung bedürfen.

Formen von weiblicher Genitalbeschneidung

Grundsätzlich unterscheidet man vier Typen von FGM/C. Je nach Typ werden die äussere Klitoris, die Klitorisvorhaut, die inneren und/oder äusseren Schamlippen vollständig oder teilweise entfernt. Bei der sogenannten Infibulation wird die Vaginalöffnung oftmals fast komplett zugenäht. Welche Art der Genitalbeschneidung praktiziert wird, hängt von der Region und der Gemeinschaft ab, in der die Mädchen und Frauen leben.

Formen von weiblicher Genitalbeschneidung

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Verbreitung von FGM/C

Gemäss Schätzungen des Kinderhilfswerks UNICEF sind weltweit über 230 Millionen Frauen und Mädchen von einer Genitalbeschneidung betroffen. Besonders häufig ist FGM/C im Westen, Osten und Nordosten Afrikas. Auch in einigen asiatischen Ländern und im Nahen Osten ist die Praktik verbreitet. Sehr hohe Beschneidungsraten weisen unter anderem Somalia, Guinea, Ägypten, Sudan, Eritrea, Sierra Leone, Mali und Djibouti auf.

Mögliche Gründe für weibliche Genitalbeschneidung

Je nach Region und Gemeinschaft gibt es unterschiedliche Gründe, warum Genitalbeschneidungen praktiziert werden. Allerdings rechtfertigt keiner davon diese unmenschliche Praktik.

Tradition

Häufig handelt es sich bei FGM/C um eine Tradition, die seit vielen Generationen besteht. Die Beschneidung stellt ein Bekenntnis zur Gemeinschaft dar. Für Frauen ist es selbstverständlich, beschnitten zu sein. Erst durch die Beschneidung können sie gesellschaftliche Anerkennung erlangen.

Ästhetik und Hygiene

In vielen Gemeinschaften gelten die weiblichen Genitalien als unschön und schmutzig. Ein unbeschnittenes Mädchen wird als unrein angesehen. Durch die Beschneidung werden die Mädchen und Frauen rein. Manchmal wird auch zu Unrecht behauptet, dass beschnittene Genitalien schöner seien als unbeschnittene.

Geld und Status

In vielen Regionen müssen Frauen beschnitten sein, damit sie von einem Mann und dessen Familie als Ehefrau akzeptiert werden. Unbeschnittene Frauen dürfen mancherorts gar nicht heiraten. Darum lassen es Mütter zu, dass ihre Töchter beschnitten werden. Häufig ist die Familie auch auf das Brautgeld angewiesen.

Stellung als Frau

In manchen Gemeinschaften werden Mädchen schon kurz nach der Geburt beschnitten. Andere führen die Beschneidung erst in der Pubertät oder vor der Eheschliessung durch. Vielerorts ist FGM/Cein Teil eines Initiationsritus, der den Übergang zum Erwachsenenalter darstellt – Mädchen werden durch die Beschneidung zur vollwertigen Frau und von der Gesellschaft anerkannt.

Kontrolle und Macht

FGM/C ist ein Zeichen der Unterdrückung von Frauen und ihren Rechten. Bei einer Genitalbeschneidung geht es darum, die Kontrolle über die Sexualität und den Körper einer Frau zu haben. Die Beschneidung soll die Libido der Frau verringern und sicherstellen, dass sie vor der Ehe keinen Sex hat und ihrem Mann während der Ehe treu bleibt.

Religion

Oft wird auch die Religion als Grund für eine Beschneidung genannt, was jedoch nicht stimmt. FGM/C kommt imIslam, im Christentum, im Judentum und bei Animisten vor, doch in keiner Schrift wird eine Beschneidung verlangt. Viele islamische Gelehrte stellen sich klar gegen die Beschneidung weiblicher Genitalien und betonen, dass sie nicht mit der Lehre des Islam vereinbar sei.

Gesundheitliche Folgen

Die Genitalbeschneidung bringt keine gesundheitlichen Vorteile, kann aber schwere körperliche und seelische Folgen haben. Einige Mädchen sterben sogar an den körperlichen Folgen einer Beschneidung.

Mögliche psychische Folgen

  • Posttraumatische Belastungsstörung
  • Vermindertes Selbstwertgefühl
  • Panikattacken und Angststörungen
  • Depressionen

Mögliche Komplikationen nach der Beschneidung

  • chronische Erkrankungen und Infektionen
  • Schmerzen beim Wasserlassen und während der Menstruation
  • Probleme mit Narben
  • vaginale Probleme wie Ausfluss oder Juckreiz
  • sexuelle Probleme, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • komplizierte Geburt mit starken Schmerzen bei Mutter und Kind

Mögliche Komplikationen bei der Beschneidung

  • starke Schmerzen
  • übermässige Blutung und Schwellungen
  • Fieber und Schock
  • Infektionen
  • Probleme bei der Wundheilung
  • Verletzung von umliegendem Gewebe
  • Tod

Rechtliches über FGM/C in der Schweiz und weltweit

Die weibliche Genitalbeschneidung verletzt die Menschenrechte, vor allem das Recht auf Schutz vor Gewalt gegen Frauen undMädchen. In der Schweiz und in den allermeisten anderen Ländern ist FGM/Cverboten und als Körperverletzung strafbar.

Rechtliche Situation in der Schweiz

In der Schweiz ist das Verbot der weiblichen Genitalverstümmelung in Artikel 124 des Strafgesetzbuches verankert. Wer gegen das Verbot verstösst, wird mit einer Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren bestraft. Nicht nur Beschneiderinnen und Beschneider machen sich strafbar, sondern auch Eltern oder Verwandte, die ein Mädchen beschneiden lassen. Das Gesetz gilt auch dann, wenn die Beschneidung im Ausland durchgeführt wird.

Rechtliche Situation in anderen Ländern

Auch in den Ländern, in denen die Genitalbeschneidung bei Mädchen und Frauen praktiziert wird, gibt es mittlerweile Gesetze, die FGM/C verbieten und unter Strafe stellen – zum Beispiel in Ägypten, Benin, Burkina Faso, Dschibuti, der Elfenbeinküste, Eritrea, Ghana, Guinea, Senegal, Sudan, Niger, Tansania, Togo, Tschad, Uganda und der Zentralafrikanischen Republik.

Betroffen oder gefährdet? Wir unterstützen Sie.

Bei allen Fragen zur weiblichen Genitalbeschneidung dürfen Sie sich gerne an unsere Anlaufstelle wenden. Wir sind gerne für Sie da.

Anlaufstelle weibliche
Genitalbeschneidung
Kanton Zürich

Ambulatorium Kanonengasse
Kanonengasse 18
8004 Zürich